Ich habe den Eindruck, manche Leute stellen sich diese Sache mit Online-Durchsuchung und Messenger-Überwachung so vor, dass ein Superhacker der Polizei auf Verdacht (und natürlich nur auf entsprechende Anweisung) anfängt ein bestimmtes Gerät zu "knacken" und dann irgendwie die Kommunikation mitzulesen...
In greifbaren Bildern also so eine Art Polizei-Ninja, der bei bösen Menschen heimlich in die Wohnung einbricht und dann an der Decke hängt und Informationen sammelt, wo denn nun der nächste Terroranschlag stattfinden soll.
Das ist aber leider nicht, wie "Hacken" funktioniert. Bevor du irgendein Gerät so einfach "knacken" kannst brauchst du nämlich Sicherheitslücken. Und die müssen dir bekannt sein, damit du sie ausnutzen kannst, und was noch viel wichtiger ist: die dürfen nicht vom Hersteller oder dem Besitzer des Gerätes beseitigt werden.
Bevor unser Polizei-Ninja also nun einen richtigen Einsatz bekommt, wird er wahllos in irgendwelche Häuser laufen und schauen, wie weit er kommt. Wenn er beispielsweise feststellt, dass das typische Einfamilienhaus eine Kellertür mit einfachem
Buntbartschloss hat, dann holt er sich eine komplette Sammlung Buntbartschlüssel (es gibt nur 70 verschiedene in der einfachen Ausführung). Und dann freut er sich, dass er nun in Häuser kommt, wenn der Einsatzbefehl kommt.
Natürlich darf unser Polizei-Ninja nun niemandem erzählen, dass er eine Sicherheitslücke gefunden hat, und erst recht nicht, dass diese konkrete Sicherheitslücke ziemlich dämlich ist und leicht zu beseitigen wäre. Und natürlich auch nicht, dass
jeder diese Sicherheitslücke ausnutzen könnte, um in irgendwelche Häuser einzudringen. Man muss nur "den Trick" kennen.
Wenn nun irgendwann der Überwachungsbefehl kommt, dann kann unser Superninja also zu der entsprechenden Adresse schleichen, packt seine Buntbartschlüssel aus und stellt fest... Mist: der Terrorist ist nicht so doof wie der Rest der Leute. Der hat seine Kellertür zugemauert. Das ist ja blöd nu...
...aber genau das ist der Grund, warum dieses Totalüberwachungszeug meistens von totalitären Systemen gegen ihre Kritiker eingesetzt wird -- und eben nicht von Rechtsstaaten gegen Terroristen. Wenn das Ziel der Überwachung nämlich mit Überwachung rechnet und dazu noch technisch was drauf hat, dann funktioniert die Überwachung bei ihm nicht, oder zumindest nicht so einfach. Überwachung funktioniert vor allem bei Leuten, die nicht damit rechnen und / oder die sich auf Sicherheit-as-a-Service verlassen, anstatt selber ein paar einfache Maßnahmen zu ergreifen.
Gut... der Polizei-Ninja wird nun sagen: wenn du jetzt das Schloss an seiner Kellertür austauschst machst du dich erst recht verdächtig! Und deine Nachbarn werden fragen, was du denn zu verbergen hättest... und der Vermieter wird sagen, dass du ja nun auch selber schuld seist, wenn du dich mal aussperrst und er dir nicht helfen kann, wieder in deine Wohnung zu kommen...
Aber mal ehrlich: würde bei dem Kellertür-Beispiel irgendjemand lange überlegen, ob ein besseres Schloss nicht doch sinnvoll wäre?
Wer bei der aktuellen Entwicklung der Internet-Gesetzgebung ähnliche Analogien zur realen Welt ziehen kann: erzählt bitte mal euren Freunden, Familie, Bekannten, usw. in
einfachen, anschaulichen Bildern, was da geplant und beschlossen wird! Ich bin mir sehr sicher, dass leider viele Leute das gar nicht so richtig interpretieren, was da von Cyberangriff und Hack-Back und weiß der Geier was gesprochen wird... und lasst einen Kommentar mit euren anschaulichen Analogien da! ;)
Und vor allem: geht nächste Woche wählen!
- Thomas
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